Offboarding & Kündigung
„Trennungskultur und Offboarding müssen unbedingt einen höheren Stellenwert bekommen. Schluss mit Führungskräften, die Ihre Mitarbeitenden nicht schätzen.“
Wenn man sich dazu entschließt zu kündigen, dann wünscht man sich einen freundlichen und fairen Abschluss. Man möchte im „Guten“ auseinandergehen, so sagen wir. Denn häufig fällt einem die Kündigung gar nicht so leicht und es fühlt sich an wie eine schmerzhafte Trennung.

Aber das muss es nicht, denn wir haben die Möglichkeit beim Offboarding die Türen offen zu halten, denn als Unternehmen möchte man nichts mehr, als dass auch Kündigungen völlig okay und in Ordnung sind und man keine Angst davor hat was Mitarbeitende nach einer Kündigung über den Arbeitgebenden sagen. Man möchte auch als Unternehmen im „Guten“ auseinandergehen, denn man schätzt die Arbeit des Mitarbeitenden.
Aber warum sieht die Realität häufig anders aus?
Ich würde euch gerne meine Erfahrung die ich mit meiner letzten Kündigung gemacht habe schildern und dies als Impuls mitgeben, etwas zu verändern und nicht nur das Onboarding von Mitarbeitenden zu fördern sondern auch auf das Offboarding zu schauen und zu reflektieren, wie in Ihrem Unternehmen mit Kündigungen in der Vergangenheit umgegangen wurde. Gab es ähnliche Fälle auch bei Ihnen? Hatten Sie selbst schon einmal eine Kündigung, die Ihnen immernoch schwer im Magen liegt?
Ein kurzer Exkurs zum Hintergrund
Ich habe knapp 1,5 Jahre in einem Unternehmen gearbeitet, welches meinem Traumjob schon sehr nah kam. Die Arbeit hat mir unfassbar viel Spaß gemacht, das Team war toll und es hat mir sehr viel gegeben endlich das zu tun, wovon ich immer geträumt habe – Ich wollte einen Mehrwert bieten, eine sinnstiftende Tätigkeit, die Menschen inspirieren. Und da ich davon, was ich tat so überzeugt war fiel es mir schwer die Schatten die sich auf dem Weg ausbreiteten für so voll zu nehmen, als dass ich diesen Job aufgeben könnte. Damals dachte ich zumindest es wäre der Job den ich aufgebe. Aber es war nicht der Job, es war das Unternehmen.
Ich habe es einige Monate mit mir herumgetragen, es war ein Auf und Ab von Gefühlen und Entscheidungen, Gedanken die mich trieben. Ich hatte einige Gründe, das Unternehmen zu verlassen welche mehr als berechtigt waren und in meinem Freundeskreis immer wieder für entsetzten gesorgt haben. Aber doch war ich für viele Dinge blind und wollte es erst wahr haben als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr ich selbst bin und mich meine Freunde – Danke an dieser Stelle dazu befähigt haben, dass das nicht mehr lange gut geht, wenn ich nichts ändere.
Beispiele für Gründe das Unternehmen zu verlassen
- Fehlende Wertschätzung
- Ungleiche Behandlung von Männern und Frauen
- Keine Führung
- Micro-Management
- etc.
Wenn ich diese Gründe so exemplarisch aufzähle, kann man sich vorstellen, dass dies keine Gründe sind, die eine Führungskraft gerne hören möchte und doch hatte ich die Hoffnung, dass ich trotz meines ehrlichen Feedbacks einen guten Abschluss in dem Unternehmen finde, da ich die Menschen und das Unternehmen sehr zu schätzen wusste und ich trotz allem eine gute Zeit hatte und besonders eine steile Lernkurve.
Der Tag der Kündigung
Nun der Entschluss stand und ich musste mit meiner Führungskraft darüber reden. Es erschien mir als würde diese Entscheidung nicht plötzlich kommen, da ich die letzten Monate häufig in den Austausch gegangen bin und die Themen, die mich gestört haben oder mit denen ich mich nicht gut gefühlt habe angesprochen habe.
Nun kam es so und ich habe mit meiner damaligen Führungskraft über meinen Ausstieg gesprochen. Das Gespräch verlief in Ordnung und es waren einige Punkte, die sehr reflektiert aufgenommen wurden, andere wiederum wurden mir im Mund verdreht und es wurde persönlich. Trotzdem empfand ich das Gespräch als gut und meiner Erwartung entsprechend. Mir wurde für das Feedback was ich gegeben habe gedankt und wir haben besprochen, wie es ein sauberer Abschluss werden kann. Im ersten Schritt sollte ich noch mit unserem Managing Partner sprechen, welchen ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingeweiht hatte und anschließend wollten wir gemeinsam schauen mit welche Aufgaben ich noch die letzte Zeit unterstützen kann und wie ich eine saubere Übergabe vollziehen kann. So dachte ich zumindest. Aber dann kam alles anders.
Mein Managing Partner wollte nicht mit mir über meinen Kündigungswunsch sprechen, er ließ ausrichten, dass ich die schriftliche Kündigung schicken soll, da es sowieso nichts mehr zu drehen gäbe und meine Entscheidung ja fest stünde. Auf die Frage, ob ich noch ein Gespräch zu dritt haben könnte hieß es dann „Ja vllt Ende nächster Woche erstmal sind jetzt wichtigere Sachen dran“. Anschließend die Aussage meiner damaligen Führungskraft ich solle nicht mehr ins Büro kommen und ich könne ab nächster Woche von zuhause aus arbeiten. Kurz darauf eine Mail des Managing Partners wo mir unterstellt wurde ich hätte darum gebeten nicht mehr zu kommen und ich könne dann meine Überstunden abbauen und wir würden über weitere Kommunikation im Email-Verkehr bleiben. Kein Gespräch, ich soll nicht arbeiten und nur E-Mail Verkehr? Ich verstand die Welt nicht mehr. Was ist aus dem „guten“ Gespräch geworden welches wir noch vor 2 Tagen geführt haben, wo wir besprochen haben, welche Aufgaben ich die nächsten Wochen noch übernehme und wie ich alles übergeben kann.
Meine Reaktion auf diese Mail ging dementsprechend sachlich zurück, indem ich erklärte, dass ich gerne meine Übergabe etc. vorbereiten würde und nicht verstehe warum ich nicht arbeiten solle. Daraufhin kam eine Nachricht mit meiner Freistellung und der Aufforderung alle Daten und Arbeitsmittel zurückzugeben. Wenige Stunden später wurden meine Accounts gesperrt sodass ich auf die Nachricht nicht einmal antworten durfte. Ohne eine Verabschiedung ohne ein weiteres Wort. Ich habe mich gefühlt wie eine Verbrecherin. Aber warum?
Einige Tage später ging ich zum letzten Mal ins Büro, gab meinen Laptop ab und bat meinen Vorgesetzten zu einem kurzen Gespräch. Er willigte ein und ich fragte ihn „Wie hätte ich anders kündigen sollen, sodass nicht so mit mir umgegangen wird?“
Das Gespräch verlief kalt und er wurde persönlich, empfand jegliches Feedback aus dem Gespräch als Vorwurf und sagte viele Dinge die mich sehr trafen. Was ich allerdings hätte tun sollen, so war seine Antwort: „Ich hätte sie vor vollendete Tatsachen gestellt und dadurch, dass ich nichts neues habe wäre es ein im Stich lassen und ein unfaires Verhalten“.
Fazit: Es war die richtige Entscheidung zu gehen.
Outro
Für was mich meine Kolleg*innen immer geschätzt haben – ich bin authentisch und ehrlich, ich rede mit Menschen und kann begeistern aber ich bin auch reflektiert die Dinge zu sehen, und anzugreifen, die im Weg stehen. Manchmal aber vielleicht auch etwas zu naiv und gutgläubig, dass man durch die direkte Konfrontation und das offene Feedback Dinge positiv verändern kann. Warum ich das sage?
Weil ich in meinem Berufsalltag gelernt habe, dass es nicht immer der einfachste Weg ist offen Feedback zu teilen, dass es zwar im ersten Moment aus der richtigen Intention heraus kommt aber es sich schnell ins Negative wenden kann und es angreifbar macht.
Trotzdem stehe ich dazu und möchte alle dazu befähigen auch dazu zu stehen, wenn man in einem toxischen Arbeitsverhältnis lebt die Symptomatiken frühzeitig zu erkennen und auf sich zu achten. Es zeigt unglaublich viel Stärke dafür einzustehen wer man ist und was man möchte.
An alle die selber Führungskraft sind oder Impulse mit ins eigene Unternehmen nehmen möchte. Fördern Sie eine gute Trennungskultur. Und halten Sie die Türen offen, sodass gute Mitarbeitende, die sich nicht verlieren möchten nach einiger Zeit auch wieder zurückkommen können. Nur weil es zum jetzigen Zeitpunkt nicht das richtige ist, heißt es nicht dass die Zeit nicht kommen kann, wo sie mit neuer Energie super zusammen funktionieren.
5 Handlungsempfehlungen für ein besseres Offboarding
- Hinterfragen Sie ehrlich die Gründe
- Eruieren Sie, was passieren muss, damit der Mitarbeitende ggf. doch noch bleibt
- Schätzen Sie den Mitarbeitenden sowie seine bisherige Leistung
- Halten Sie die Tür zurück offen
- Sie können den Kontakt auch nach dem Wechsel aufrechterhalten
Kleine Ironie am Rande: Das Unternehmen welches ich beschrieb, bildet Führungskräfte in genau den Themen aus 🙂
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